Aktuelles von Technologie & Innovation vom 24. September 2020

Veröffentlicht am 24.09.2020

Liebe Tech-Interessierte

Zum Herbstanfang möchten wir Sie wieder über für Sie hoffentlich spannende Themen im Bereich Technologien und Apps für Blinde und Sehbehinderte informieren.

Wir wünschen viel Spass beim Lesen der Tech-News!


iOS 14

Wie bei jeder Lancierung einer neuen iOS-Version verspricht Apple auch für iOS 14 eine ganze Reihe an Verbesserungen und Zusatzfunktionen.

Teilweise sind die angekündigten Leistungssteigerungen für User/innen nur sehr schwer messbar, so soll z.B. die Spracherkennung viel effizienter sein, und Siri auf noch mehr Fragen eine Antwort finden können.

Mit der Version 14 werden auch neue Möglichkeiten präsentiert, welche bereits auf den ersten "Blick" sichtbar sind. Mit den Widgets können beliebte Apps favorisiert werden. So hat man z.B. noch schneller Zugriff auf den Inhalt der Wetter-App, den Kalender etc. Diese Widgets kann man auf dem Homescreen nach Belieben anordnen. Es gibt verschiedene Grössen solcher Widgets. Die entsprechende Kennzeichnung (klein, mittel, gross) wird per VoiceOver angesagt. Um noch mehr Platz zu sparen, können bis zu 10 Widgets gestapelt werden.

Weiter gibt es neu – ist dies in den Einstellungen entsprechend ausgewählt – die "App Mediathek". Hier werden nach dem letzten Home-Screen alle Apps übersichtlich und einfach navigierbar aufgelistet. iOS 14 kategorisiert die Apps z.B. in "Soziale Medien", "Produktivität" etc. Auch wird bei dieser Auflistung von iOS 14 die Häufigkeit der Verwendung einer App berücksichtigt. Zudem steht eine praktische Suchfunktion zur Verfügung. So können nicht oft verwendete Apps schnell und einfach gefunden und aufgerufen werden.

VoiceOver-Erkennung

Auch in der Accessability-Thematik legt Apple mit iOS 14 nach. Die VoiceOver-Erkennung ist dank künstlicher Intelligenz in der Lage, auch nicht zu 100% barrierefreie Apps besser zugänglich zu machen. So werden z.B. nicht beschriftete Steuerelemente mit VoiceOver-Erkennung entsprechend interpretiert und analysiert. Damit wird eine erhöhte Zugänglichkeit erreicht, auch wenn die App nicht optimal programmiert wurde.

Auch Entwickler können sich mit der VoiceOver-Erkennung einfach und schnell einen Überblick über fehlende Barrierefreiheit in der entwickelten App verschaffen.

Selbstverständlich wurden auch Verbesserungen an bereits bestehenden Funktionen wie der Bildbeschreibung, Texterkennung in Bildern etc. vorgenommen.

Ebenfalls eine höchst interessante Neuerung ist das "Back Tap". Mit individuell definierbaren Kurzbefehlen können dem 2- oder 3-fach-Tippen auf der Rückseite des iPhone Aktionen zugeordnet werden. So kann etwa kann festgelegt werden, dass mit einem 2-fach-Tippen das Kontrollzentrum aufgerufen wird, mit einem 3-Fach-Tippen die Lieblings-App gestartet werden soll. Leider steht diese neue Funktion erst ab den Modellen IPhone XS vollumfänglich zur Verfügung.

Zoom und Lupe

Auch im Bereich der Zoom-Funktionen verspricht iOS 14 Verbesserungen. So sollen Kontraste noch individueller definiert werden können, überdies Verbesserungen an Filtern vorgenommen worden sein.

Auch die Lupe erfährt eine zentrale Verbesserung. Sie kann nun als eigentliche App nach Belieben auf einem Bildschirm positioniert werden.

Fazit

Auch wenn bei den Bedienungshilfen der Version 14 nicht derart viele Neuerungen wie bei iOS 13 erschienen sind, kann doch von erheblichen Verbesserungen und Erweiterungen gesprochen werden.

 


SBB Inclusive

Die App "SBB Inclusive", deren Entwicklung die SBV-Fachstelle T&I begleitet, hat Mitte September den vom SZBLIND vergebenen Preis "Canne Blanche" gewonnen. Wir gratulieren dem Team von "SBB Inclusive" ganz herzlich zu diesem Erfolg und hoffen, dass dieser Preis eine weitere Motivation sein wird, die App laufend weiterzuentwickeln und zu verbessern!

"SBB Inclusive" ist eine App, mit der man sowohl am Bahnhof als auch im Zug wertvolle Informationen abrufen kann. So wird den Nutzerinnen und Nutzern der App auf dem Perron angezeigt, welcher Zug zur Abfahrt bereitsteht und welche nächsten Abfahrten anstehen. Zudem kann man sich in einem unbekannten Bahnhof rasch einen Überblick über die Anzahl der vorhandenen Perrons verschaffen. Im Zug informiert die App, in welchem Wagen (Nr., Klasse, Ruhewagen etc.) man sich gerade befindet. Auch können während der Fahrt die kommenden Haltestellen und die jeweils vorhandenen Anschlüsse bequem und einfach abgefragt werden.

Laut Aussage des Entwicklerteams soll die App bis Ende 2020 in allen Fernverkehrszügen der SBB funktionieren.

Mit dieser App haben die SBB fraglos einen weiteren Schritt in Richtung autonome Mobilität für blinde und sehbehinderte Menschen gemacht! "SBB Inclusive" kann indes auch von nicht betroffenen Reisenden genutzt werden. Dieser Ansatz geht in die Richtung der Inklusion.

Die Fachstelle T&I wird die Weiterentwicklung der App weiterhin beobachten und unterstützen.

 


Projektarbeiten mit externen Partnern

Im Frühling 2020 hat die Fachstelle T&I eine Anfrage bezüglich einer Projektarbeit zweier junger Studenten der Technischen Fachschule Bern erhalten, die sich für die Entwicklung eines Geräts entschieden hatten, das einerseits Stufen erkennt, andererseits dabei helfen soll, eine blinde Person zielgenau über einen offenen Platz zu lotsen. In mehreren Gesprächen zwischen den Studenten und der Fachstelle T&I konnte ein entsprechender Prototyp heranreifen, den wir Anfang September auf seine Tauglichkeit testen durften.

Die beiden Studenten werden mit ihrer Entwicklung am Wettbewerb "Schweizer Jugend forscht" teilnehmen. Wir sind gespannt, wie dieses Projekt abschneiden wird.

Auch die Zusammenarbeit mit externen Firmen und Hochschulen zeigt, dass immer wieder Projekte entstehen, wie der Alltag von blinden und sehbehinderten Menschen vereinfacht werden könnte. Derzeit laufen weitere Projekte von externen Organisationen, die wir mit grossem Interesse verfolgen und begleiten. In den Tech-News werden wir fortlaufend über die spannendsten und innovativsten Ideen und Produkte informieren.

Als Fachstelle für Technologie & Innovation können wir selbstverständlich von Kooperationen wie diesen profitieren. Sei es generell im Networking bzw. Wissenstransfer im Bereich der Bedürfnisse von Blinden und Sehbehinderten, sei es durch die zur Verfügung gestellten Ressourcen (Manpower).

 


ICCHP-Konferenz

In den nächsten Tech-News möchten wir über Themen der ICCHP-Konferenz berichten, welche durch die Universität Linz initiiert wurde. ICCHP ist die internationale Konferenz bezüglich Hilfsmittel zur Hilfestellung für Personen mit speziellen Bedürfnissen.

Die Fachstelle T&I durfte an dieser Konferenz online an mehreren Vorträgen teilnehmen. Wir fokussierten uns in erster Linie auf Themen bezüglich des Einsatzes künstlicher Intelligenz, aber auch um mögliche innovative Ideen in der Innen- und Aussennavigation.

Sie dürfen gespannt sein, einen Einblick in ausgewählte, weltweit laufende Forschungsprojekte zu erhalten.

 

Bleiben Sie gesund!

Freundliche Grüsse

Fachstelle Technologie & Innovation