Sichere Mobilität für Menschen mit einer Sehbehinderung

Freie Leitlinien und das Vortrittsrecht im Strassenverkehr erhöhen die Sicherheit und Mobilität von Menschen mit einer Sehbehinderung. Eine gemeinsame Kampagne der Sektion Bern des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes SBV und der Stadt Bern sensibilisiert bis zum 10. Juli die Bevölkerung für dieses Anliegen.

(Dies ist eine Produktion der Stadtpolizei Zürich)
 

Taktil-visuelle Leitlinien dienen Menschen mit einer Sehbehinderung zur selbstständigen Orientierung im öffentlichen Raum, in öffentlichen Gebäuden und an öV-Haltestellen. Der Nutzen dieser Bodenmarkierungen ist vielen Menschen jedoch zu wenig bekannt. Oftmals sind diese Leitlinien mit abgestellten Gegenständen oder Fahrzeugen blockiert. Beat Stephan Herren, Präsident der Sektion Bern des SBV, erklärt die Bedeutung dieser Markierungen: «Die Reizüberflutung im Verkehr erfordert von uns sehbehinderten Menschen stets volle Konzentration. Trotzdem stellen auch wir den Anspruch an uns, selbständig einen Weg ohne fremde Hilfe bewältigen zu können. Wo diese vorhanden sind, orientieren wir uns weitgehend an den für uns angebrachten Leitlinien. Deshalb sind diese unbedingt freizuhalten.»

Der Schutz vulnerabler Menschen ist auch der zuständigen Berner Gemeinderätin Franziska Teuscher wichtig. Sie sagt: «Eine einfache und sichere Mobilität ist eine zentrale Voraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben von allen Menschen, jüngeren und älteren, mit und ohne Behinderungen.» Dieses Gebot der sicheren Mobilität kommt für Menschen mit Sehbehinderung besonders zum Tragen, wenn es darum geht, die Strasse zu überqueren. Der breiten Bevölkerung ist kaum bekannt, dass Menschen mit Sehbehinderung stets das Vortrittsrecht zu gewähren ist, wenn sie durch das Hochheben des Weissen Stockes signalisieren, dass sie die Strasse überqueren wollen. Dieses Vortrittsrecht gilt ungeachtet davon, ob sich die Person auf einem Fussgängerstreifen befindet oder nicht.

Rollentausch für Politiker:innen und Medienschaffende

Diese Wissenslücken will die gemeinsame Sensibilisierungskampagne der Sektion Bern des Schweizerischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes und der Stadt Bern schliessen, die noch bis zum 10 Juli 2022 in der Stadt Bern läuft. Heute, am Donnerstag, 9. Juni fand auf der Bundeshausterrasse das so genannte «blind date auf der Bundesterrasse» statt. Mit Dunkel- und Simulationsbrillen und einem Weissen Stock ausgerüstet, konnten sich Politiker:innen und Medienschaffende auf das Experiment Rollentausch einlassen. Mit Unterstützung einer blinden oder sehbehinderten Person liefen sie einen realen Parcours ab und erfuhren so die Realität ihrer Begleitperson.

Selbsterfahrung für die breite Bevölkerung

Einen weiteren Höhepunkt der Kampagne bildet der Event vom 30. Juni 2022 auf dem Bahnhofplatz Bern. Passantinnen und Passanten erhalten auf dem Bahnhofplatz die Gelegenheit, in die Welt blinder und sehbehinderter Menschen einzutauchen. Ab 10.00 Uhr können Interessierte mit Dunkelbrille und Weissem Stock Leitlinien ertasten und erfahren, wie es sich anfühlt, sich blind im öffentlichen Raum orientieren zu müssen. Um die Erfahrung realitätsnah zu gestalten, dürfen dabei auch Hindernisse auf den Leitlinien nicht fehlen.

Ergänzt wird die Sensibilisierungskampagne durch Plakate, Buswerbung sowie Flyer- und Social-Media-Aktionen.

 

Kontakte

Beat Herren Präsident Sektion Bern SBV, beat.busch.herren@bluewin.ch, 078 711 51 32

Tina Schai, Stv. Leiterin Fachstelle Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen der Stadt Bern, 031 321 66 61, tina.schai@bern.ch

(vom 10.6. bis 26.6.: Rahel Reinert, Leiterin Fachstelle Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen der Stadt Bern, 031 321 74 76, rahel.reinert@bern.ch)